Jungs, waren das noch Zeiten...
Der Berliner Traditionsklub Hertha BSC, gegründet vor der Jahrhundertwende, blickt zurück auf eine Fußball-Geschichte mit Höhen und Tiefen.
Angefangen von der langen Suche nach einer ständigen Heimat für den Verein, den mehrfachen Gewinnen der Berliner Meisterschaft, den Erfolgen in den 70er Jahren, der Talfahrt in die Drittklassigkeit während der 80er Jahre bis zur Rückkehr der Herthaner ins internationale Fußballgeschäft im Jahr 1999 .
Stehend von links: Assistent Eder, Gayer, Horr, Sziedat, Witt, Zander, V. Groß, Kellner, Hermandung, Wild, Zengerle, Trainer Kronsbein, kniend von links: Patzke, Varga, Enders, Sperling, Beer, Ferschl, Gutzeit, Gergely, Steffenhagen, Masseur Bentin.
DIE GRÜNDUNG DER HERTHA
Der 25. Juli 1892 war ein warmer Sommertag und zugleich ein bedeutender Tag in der Berliner Fußballgeschichte. Die Brüderpaare Otto und Paul Lorenz sowie Fritz und Max Lindner, 16 und 17 Jahre alt, hatten eines gemeinsam: ihre Zeit verbrachten sie am liebsten mit Fußballspielen. An diesem Tag saßen sie zusammen in ihrem Stadtteil, im Wedding, und hatten eine tolle Idee: sie gründeten einen eigenen Fußballverein: den BFC Hertha 92. Kein ganz einfaches Unterfangen, waren sie doch alle vier noch minderjährig. Fritz (17), der Älteste, überredete seinen Onkel, Ernst Wisch (22), für sie das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen, die Seele des Klubs jedoch waren die vier Buben vom Gesundbrunnen. Sie hauchten dem Verein Leben ein, sie beschafften Torstangen, einheitliche Mützen, kümmerten sich um ihre Spielkameraden. Hertha tauften sie ihren Verein, weil Fritz zuvor auf einem Dampfer gleichen Namens ein paar angenehme Stunden erlebt hatte. Der Schornstein war blau-weiß gestreift, damit standen auch die Vereinsfarben fest. Eine blaue Mütze mit weißer Kordel war das Erkennungszeichen der Herthaner, einheitliche Trikots gab es erst zur Jahrhundertwende. Ein geregelter Spielbetrieb existierte zu dieser Zeit noch nicht. Noch vor der Jahrhundertwende war der Klub soweit gewachsen, dass sogar eine Nachwuchsmannschaft gegründet wurde. 1899 gelang dieser ein 7:0-Sieg gegen die erste Mannschaft des Vereins, so dass das Nachwuchsteam nur kurze Zeit später am Spielbetrieb der Männer teilnahm.
BERLINER MEISTERSCHAFT UND FUSION
In der Spielzeit 1905/06 wurde der amtierende Deutsche Meister, Union ´92, als Berliner Meister entthront. Im entscheidenden Meisterschaftsspiel wurde damals Britannia '92 mit 3:2 bezwungen. BFC Hertha '92 sicherte sich mit einem Punkt Vorsprung auf den BFC Preußen den Titel. Obwohl die Herthaner 1915, 1916 und 1918 nochmals die Berliner Meisterschaft gewinnen konnten, geriet der Verein aufgrund der Ereignisse des Ersten Weltkrieges in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zu Beginn der 20er Jahre wurde der sportlich aufstrebende Klub wieder "heimatlos", da das Geld fehlte, um beim Verkauf des Platzes an der "Plumpe" mitbieten zu können. Der Platz wurde an den Konkurrenzverein Norden-Nordwest 98 verkauft. Die erlösende Rettung brachte die Fusion mit dem Berliner Sport-Club. Dieser verfügte über ein Übungsgelände, das er in die "Ehe" als Mitgift einbrachte, während Hertha '92 über ein schlagkräftiges Fußball-Team verfügte. Bei der Namensgebung für das neue Konstrukt einigte man sich auf Hertha BSC, das in der Folgezeit als eine Unterabteilung der Berliner Sport-Clubs geführt wurde.
DIE NACHKRIEGSZEIT
Die Mannschaft von Hertha BSC durfte, wie auch alle anderen Berliner Vereine, erst wieder 1949 am sportlichen Wettkampf teilnehmen. 1957, 1961 und 1963, im Gründungsjahr der Fußball-Bundesliga, gewann Hertha BSC die Berliner Meisterschaft. Die kontinuierliche Arbeit im Verein war zudem auch ausschlaggebend dafür, dass Hertha BSC bei Gründung der Fußball-Bundesliga im August 1963 als Vertreter Berlins nominiert wurde.
DIE ERFOLGREICHEN 70ER JAHRE
Nach der Gründung der Bundesliga im Jahre 1963 spielte Hertha BSC zunächst zwei Jahre im Fußball-Oberhaus mit. Es folgten drei Jahre in der Regionalliga Berlin bis 1968 der Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse gelang. Die 70er Jahre wurden zu den goldenen von Hertha BSC. Bereits zu Beginn des Jahrzehnts erzielten die Herthaner gute Plazierungen, 1974 erkämpfte sich das Team sogar die Vizemeisterschaft hinter Borussia Mönchengladbach. Fünfmal war die Mannschaft im UEFA-Pokal vertreten (bis 1970 Messecup), wo teilweise das Viertelfinale erreicht wurde. Höhepunkt der "internationalen Karriere" des Klubs war die Teilnahme am UEFA-Cup 1978/79. Als Tabellendritter der Bundesliga hinter dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach erreichte Hertha BSC das Halbfinale des UEFA-Pokals, nachdem Mannschaften wie Trakia Plovdiv, Dynamo Tiflis, Esbjerg FB und Dukla Prag ausgeschaltet wurden. Bei Roter Stern Belgrad gab es eine 0:1-Niederlage, im Rückspiel in Berlin wurde 2:1 gewonnen. Das Auswärtstor der Jugoslawen verhinderte den Einzug ins Finale, das schließlich Gladbach gewann. Vor knapp 80.000 Zuschauern führte Hertha BSC 2:0 und die Endspielteilnahme war zum Greifen nahe. Nationalspieler wie Erich Beer, Norbert Nigbur und Uwe Kliemann hatten an diesem verregneten 25. April aber nicht das Glück auf ihrer Seite. Mit seinem Anschlußtreffer ließ Sestic eine Viertelstunde vor Schluß Herthas Finalträume platzen. Einen Monat später erreichte dieselbe Mannschaft zum zweiten Mal das Finale des DFB-Pokals. 1977 verloren die Berliner im Wiederholungsspiel gegen den 1. FC Köln mit 0:1, nachdem man sich vorher 1:1 nach Verlängerung getrennt hatte. 1979 gab es gegen Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung ein 0:1.
Am 22.08. 1970 spielte Hertha in München gegen Bayern. Für richtige Fans war diese Auswärtsfahrt eine Pflicht. Hier mit meinem damaligen Herthafreund Peter Reichstein im noch alten Stadion an der Grünwalder Straße. | |
Damals schon eine Legende: Sepp Maier. War ich stolz, als ich diese Bilder selbst "geschossen" habe. Vielleicht der beste Torhüter Deutschlands nach dem Krieg. |
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Hier die "jugendlichen" Beckenbauer und Müller. Der "Bomber der Nation" ist in Deutschland für mich der beste Mittelstürmer des Jahrhunderts gewesen. Was "kleines, dickes Müller" alles versenkt hat, war einfach einsame Klasse. Beckenbauer im Hintergrund war auch damals schon eine Persönlichkeit im deutschen Fußball. Wenn diese beiden Spieler damals zu Hertha gekommen wären.... |
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Hallo "FiFFi", so langweilig war das Spiel ja dann doch nicht. Hertha verlor zwar 1:2, es war trotzdem ein Erlebnis. |
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Der "Funkturm" Uwe Kliemann (Nationalspieler) hielt hinten einfach den Berliner Strafraum als Libero dicht. Ein Klassespieler, der ca. 1972 von der Frankfurter Eintracht zur Hertha in seine Heimatstadt Berlin für die damals gigantische Summe von 500.000,00 DM verkauft wurde. Hier mit Junior Thomas. |
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Ein "Schnäppchen": Luggi Müller wurde in Gladbach nach seinem schweren Beinbruch gegen Inter Mailand "ausgemustert". Hier bei Hertha spielte er noch einige Jahre zuverlässig seinen Liberoposten und vernaschte so manch einen gegnerischen Spieler. Auf dem Bild mit meinem Sohn Thomas ca. 1974, der die Liebe zu unserer Hertha in die Wiege bekommen hat und heute mit mir regelmäßig alle Herthaspiele besucht. |
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Erich Beer wurde als Herthaspieler in die Nationalmannschaft berufen, als er in einem Spiel 5 Tore für Hertha schoss. Gleich in seinem ersten Länderspiel schoss er Österreich mit seinen 2 Treffern im Alleingang ab. Er war der "Dauerbrenner" im Mittelfeld und hat sich mit seinen guten Leistungen bei Hertha für immer ein Denkmal gesetzt. |
Herthas Statistik |
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Saison | Liga | Platz | Sp | S | U | N | Tore | Pkt | Trainer |
63/64 | 1.Bundesliga |
14 |
30 | 09 | 06 | 15 | 45:65 | 24:36 | Schneider |
64/65 | 1.Bundesliga | 14 | 30 | 07 | 11 | 12 | 40:62 | 25:35 | Schneider, Schulte |
68/69 | 1.Bundesliga | 14 | 34 | 12 | 08 | 14 | 31:39 | 32:36 | Kronsbein |
69/70 | 1.Bundesliga | 03 | 34 | 20 | 05 | 09 | 67:41 | 45:23 | Kronsbein |
70/71 | 1.Bundesliga | 03 | 34 | 16 | 09 | 09 | 61:43 | 41:27 | Kronsbein |
71/72 | 1.Bundesliga | 06 | 34 | 14 | 09 | 11 | 46:55 | 37:31 | Kronsbein |
72/73 | 1.Bundesliga | 13 | 34 | 11 | 08 | 15 | 53:64 | 30:38 | Kronsbein |
73/74 | 1.Bundesliga | 08 | 34 | 11 | 11 | 12 | 56:60 | 33:35 | Kronsbein |
74/75 | 1.Bundesliga | 02 | 34 | 19 | 06 | 09 | 61:43 | 44:24 | Cramer, Eder, Keßler |
75/76 | 1.Bundesliga | 11 | 34 | 11 | 10 | 13 | 59:61 | 32:36 | Keßler |
76/77 | 1.Bundesliga | 10 | 34 | 13 | 08 | 13 | 55:54 | 34:34 | Keßler |
77/78 | 1.Bundesliga | 03 | 34 | 15 | 10 | 09 | 59:48 | 40:28 | Klötzer |
78/79 | 1.Bundesliga | 14 | 34 | 09 | 11 | 14 | 40:50 | 29:39 | Klötzer |
79/80 | 1.Bundesliga | 16 | 34 | 11 | 07 | 16 | 41:46 | 29:39 | Eder, Kronsbein |
80/81 | 2.BL Nord | 03 | 42 | 31 | 02 | 09 | 123:42 | 64:20 | Klimaschefski |
81/82 | 2.Bundesliga | 02 | 38 | 20 | 08 | 10 | 84:47 | 48:28 | Gawliczek |
82/83 | 1.Bundesliga | 18 | 34 | 05 | 10 | 19 | 43:67 | 20:48 | Gawliczek |
83/84 | 2.Bundesliga | 11 | 38 | 13 | 11 | 14 | 64:57 | 37:39 | Luppen |
84/85 | 2.Bundesliga | 14 | 38 | 10 | 15 | 13 | 50:59 | 35:41 | Kliemann |
85/86 | 2.Bundesliga | 17 | 38 | 08 | 15 | 15 | 50:62 | 31:45 | Kliemann, Gutendorf, Sundermann |
88/89 | 2.Bundesliga | 13 | 38 | 11 | 14 | 13 | 45:44 | 36:40 | Sundermann, Fuchs |
89/90 | 2.Bundesliga | 01 | 38 | 22 | 09 | 07 | 65:39 | 53:23 | Fuchs |
90/91 | 1.Bundesliga | 18 | 34 | 03 | 08 | 23 | 37:84 | 14:54 | Fuchs, Csernai, Neururer, Heine |
91/92 | 2.Bundesliga | 03 | 32 | 13 | 09 | 10 | 46:41 | 35:29 | Stange |
92/93 | 2.Bundesliga | 05 | 46 | 19 | 15 | 12 | 82:55 | 53:39 | Stange, Sebert |
93/94 | 2.BL Nord | 11 | 38 | 11 | 15 | 12 | 48:42 | 37:39 | Reinders, Heine |
94/95 | 2.Bundesliga | 11 | 34 | 10 | 12 | 12 | 41:45 | 32:36 | Heine |
95/96 | 2.Bundesliga | 09 | 34 | 11 | 12 | 11 | 37:35 | 42 | Heine, Röber |
96/97 | 2.Bundesliga | 03 | 34 | 17 | 07 | 10 | 57:38 | 58 | Röber |
97/98 | 1.Bundesliga | 11 | 34 | 12 | 07 | 15 | 41:55 | 43 | Röber |
98/99 | 1.Bundesliga | 03 | 34 | 18 | 08 | 08 | 59:32 | 62 | Röber |
99/00 | 1.Bundesliga | 06 | 34 | ? | ? | ? | ? | ? | Röber |
00/01 | 1.Bundesliga | ? | 34 | ? | ? | ? | ? | ? | Röber |
So wünschen wir uns immer das Olympiastadion: Ausverkauft mit Herthafans !!! |